25 Jahre Kultur im EZA-Kontext - Vernetzung & Kooperation

Es ist nicht verwunderlich, dass man, wenn man darüber nachdenkt, was eigentlich Kulturarbeit im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit bedeutet, bei den Schlagwörtern Vernetzung und Kooperation landet. Vernetzung und Kooperation passierte bei kulturen in bewegung seit seinem Bestehen auf Augenhöhe, so dass aus der Zusammenarbeit etwas entstehen kann, das eine Weiterentwicklung auf allen Seiten befruchtet.

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Die Anlässe für solche Kooperationen und Vernetzungen waren über die letzten zweieinhalb Jahrzehnte unterschiedlich; von großen, geschichtsträchtigen bis hin zu kleinen sich spontan ergebenden Anlässen war alles dabei. Dabei war es stets ein Ziel, die Projekte primär Werte vermittelnd und nicht Wissens vermittelnd zu gestalten. Vor allem die großen Projekte waren immer ein Zusammenspiel vieler Mitwirkender, ohne die unsere Projekte nicht die Qualität gehabt hätten, die sie hatten. Wir durften über die letzten 25 Jahre viele spannende Menschen kennenlernen und mit ihnen arbeiten – kulturen in bewegung wäre heute nicht da, wo wir sind, wenn uns Kooperationen für eine solidarische gemeinsame Zukunft nicht immer wieder mit großartigen Menschen und Organisationen vernetzt hätten.

Was 1996 mit dem dreiwöchigem Sura Za Afrika-Festival begann, nämlich das Aufbrechen von Stereotypen über den afrikanischen Kontinent durch ein lebendiges Kunst- und Kulturprogramm, wurde 1998 und 1999 durch das  Moving Cultures Sunsplash Festival im legendären Wiesen erfolgreich weitergeführt. Weltmusik und Reggae kamen bei diesem  Festival zusammen, um Österreich mit Musik aus allen Himmelsrichtungen begleitet von einem Vermittlungsprogramm aus seinem Dornröschenschlaf aufzuwecken. Realisiert konnten diese innovativen Projekte nur durch die mutige und grenzen- sowie branchenübergreifende  Zusammenarbeit vieler Menschen werden.

2003 fand dann das Moving cultures Festival im böhmischen Prater statt. Anliegen war, die bis dahin marginalisierten Gruppe der
migrantischen Kulturschaffenden in das Programm zu inkludieren und Sichtbarkeit zu ermöglichen. Mit Musik und künstlerischen Darstellungen sollte der Wert der kulturellen Vielfalt betont werden. kulturen in bewegung arbeitete hier eng mit Vertreter*innen des Bezirkes sowie mit der  migrantischen Kulturschaffenden zusammen. Es wurde ein Programm konzipiert, das die Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität der künstlerischen Äußerungen in den Vordergrund stellte und musikalische Entwicklungen in der Migration reflektierte. Durch die vielfältige Kooperation unterschiedlichster Akteur*innen konnte das Festival völlig neue Perspektiven auf das globale und lokale Zusammenleben aufzeigen.

Zu den großen Anlässen zählen jedenfalls auch große sportliche Weltereignisse wie Fußballweltmeisterschaften. So initiierten und koordinierten das VIDC, die drei Abteilungen kulturen in bewegung, fairplay und Global Dialogue in Kooperation mit der Afrika Vernetzungsplattform (AVP) und der Austrian Development Agency (ADA) sowie über 100 nationalen und regionalen PartnerInnen anlässlich der ersten Fußball-WM in Afrika 2010  den österreichweiten Schwerpunkt Ke Nako Afrika – Afrika Jetzt!. Das Interesse an Afrika während der Fußball-Weltmeisterschaft sollte genutzt werden, um den Kontinent in seiner Vielfalt zu zeigen. Und so traten Kunst und Kultur mit Sport und Politik in einen Dialog und neue Erfahrungswelten konnten entstehen. Es gab es z. B. Workshops mit einem südafrikanischen Vuvuzela-Experten, der an der Universität für Musik und Darstellende Kunst (Ipop-Institut) interessierte Menschen in der Kunst des korrekten und abgestimmten Vuvuzela-Spiels unterwies. Ziel war die Gründung eines Vuvuzela-Orchesters, das während der Fußball-WM für südafrikanisches Flair und Stimmung sorgte. In Innsbruck wurde gar ein Konzert mit einer lokalen Musikkapelle gemeinsam erarbeitet.

2014 gab es mit der nächsten Fußball-WM in Brasilien das nächste Großereignis, bei dem kulturen in bewegung gemeinsam mit den anderen VIDC-Abteilungen vielfältige Perspektiven im Rahmen der Initiative Nosso Jogo aufzeigen konnte. Der Wiener Karlsplatz wurde über mehrere Tage in die Arena Brasil verwandelt und mit verschiedenen Workshops von Capoeira bis Forro, Literaturmatineen und einem musikalischen Programm auf einer großen Bühne bespielt. Unter dem Motto Viva diversity – Menschenrechte gehen vor wurde einerseits versucht ein differenziertes Bild, jenseits gängiger Stereotype, zu vermitteln und andererseits das Thema Menschenrechte bei globalen Megasportevents Sichtbarkeit zu geben.

Nach dem arabischen Frühling 2011 und der sogenannten „Migrationskrise“ 2015 rückten die Themen Migration, Flucht und Integration durch künstlerische Kooperation noch mehr in den Fokus und das Projekt Syrian Links wurde ins Leben gerufen. Syrian Links war ein interkulturelles Projekt, das in Österreich lebende bzw. nach Österreich geflüchtete Künstler*innen aus Syrien sowie österreichische Kunstschaffende zusammenbrachte und einen künstlerischen Austausch angestoßen hat. Die dabei entstandenen Synergien wurden bei gemeinsamen Auftritten präsentiert. Künstlerische Schaffensprozesse wurden initiiert und Syrian Links wurde eine Art Vernetzungs- und Informationsplattform für syrische Künstler*innen in Österreich. In seiner Funktion als Servicestelle vermittelte kulturen in bewegung Engagements, stellte Kontakte her, ermöglichte die Vernetzung mit der lokalen Kunstszene und half Künstler*innen somit bei der Integration in den österreichischen Kulturbetrieb.

Bei all den großen Vernetzungs- und Kooperationsprojekten über die letzten 25 Jahre oszillierte der kulturelle Zugang häufig zwischen einer zuschreibenden und einer reflektierenden Dimension. Gerade die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen, ihre Kritik, ihr Input und ihre Unterstützung ließ auch unser Bewusstsein über unsere Rolle im Kulturgeschehen wachsen. Aus jedem Vernetzungs- und/oder Kooperationsprojekt konnten wir Dinge lernen, die uns vor der Zusammenarbeit nicht bewusst waren. An dem gemeinsamen Arbeiten und Konzipieren ist auch kulturen in bewegung gewachsen und wir freuen uns auf weitere spannende Projekte mit spannenden Menschen.